Das Gebiet der Colli Euganei – Gefühle für das Land

“Sie tauchen einsam auf wie Meeresklippen”  

so beschrieb der englische Geologe John Strange im Jahre 1770 die Gegend Colli Euganei. Und heute noch ist es dieses Gefühl das die Reisenden ergreift wenn sie sich den euganeischen Hügeln nähern.

Egal aus welcher Richtung man kommt, es beeindruckt, wie sie plötzlich vom Meeresbecken in die Padana-Ebene emporragen. Die kegelförmigen Hügel weisen sofort darauf hin, dass sie ursprünglich vulkanisch waren. Sie sind der Inbegriff des alten Territoriums. Wenn man sich mit den ursprünglichen Hügeln der Colli Euganei vertraut macht, entdeckt man, dass es  keine Gemeinsamkeiten gibt mit der umgebenden Ebene. Auffallend ist, dass sie sich ungeordnet aneinanderreihen, und so ein eigenwilliges Bild aus tausend verschiedenen grünen Mustern ergeben. Die oftmals dornenreichen Abhänge, manchmal steil abfallend, lösen sich in sanften Windungen auf und enden in aneinandergereihten Rebstöcken, die so ordentlich dastehen fast als möchten sie das widerspenstige Territorium ordentlich zeigen. Wechselt man den Abhang, sieht man auf der Vorderseite eine unkultivierte Vegetation wo gelbe Ginstersträuche schier explodieren, durchsetzt von den fleischigen Blättern indischer Zwergfeigen. Verlagert man die Position ein wenig, spürt man die frische Luft und den Schatten unter den Kastanien-, Steineichen- und Akazienbäumen. Das Moos wirkt wie ein weicher Teppich und es scheint dass das hier das Leben zurückbringt und das Gebiet mit Ordnung und Gleichmäßigkeit formt.

Steigt man hinauf zum Gipfel  des Monte Gemola, zum Balkon eines antiken Klosters, hat man einen traumhaften Blick auf Venedig. Und der milde Lüftchen des Windes erzählt von reichen Kaufleute die von ihren langen Reisen aus dem Orient in ihre Heimatorte, der Euganei, zurückgekehrten und kostbare Reben mitbrachten, die ihnen süßen Nektar und eine mediterrane Essenz schenkten. Hinab Richtung  Westen gehend, gleich die Landschaft völlig unvermutet einem Wechselspiel. Und dort trifft man im vorbeigehen das suggestive und sonnige Dorf Borgo di Arquà, das eingerahmt von Olivenbäumen erscheint.  Hier hat Petrarca beschlossen die letzten Zeit seines Lebens zu verbringen. Unten in der schwarzen Erde des Vulkans taucht eine Quelle mit Thermalwasser auf, geformt wie ein kleiner See und Stimmen der antiken Veneter säuseln durch die Luft und die Dörfer der Pfahlbauten. Die Straße führt weiter und löst sich auf zwischen Weinbergen und Olivenhainen, ein weiter Blickfang folgt Richtung Lispida, wo die Geschichte von einer noblen Familie erzählt, die um 1870 Merlot und Cabernet heimisch gemacht hat um Wein daraus zu keltern.

Weiter umherwandernd auf den Hügeln in Richtung Norden trifft man vornehme Villen, Schlösser und Gärten und abgeschieden auf einem Berggipfel eine Einsiedelei,  einen menschscheuen Ruheort zum Beten. Nicht weit davon entfernt ist eine majestätische Abtei umgeben von einem Duft der an die antiken, handverzierten Bücher erinnert, die andere Geschichten über den Wein und über das Leben der Bauern erzählen, die aber immer noch in ganz Colli Euganei zu spüren sind.

Die Rebstöcke sind das Leben dieser Region. Die Geschichte der Colli Euganei ist auch heute noch eine Geschichte der Familie, die im Weinberg und im Weinkeller arbeitet. In einer Zeit der uneingeschränkten Vereinheitlichung, wo Geld alles entscheidet, hat man stolz eine Gegeninitiative  entwickelt, man arbeitet mit der Erde und man macht einen Wein mit Respekt vor der Natur und den Menschen.